Andreas Kenner: „Kulturzuschüsse müssen verstetigt werden“

Kenners Montagsrunde im Live-Studio Storms mit den Stadtmusikdirektoren Marc Lange (Kirchheim) und Paul Jacot (Wernau)

Jeden Montagabend unterhält sich der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Andreas Kenner von 19 bis 20 Uhr mit Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft, Sport, Politik und Gesellschaft. Bei der 5. Montagsrunde waren Marc Lange, Stadtmusikdirektor der Stadtkapelle Kirchheim/Teck und Paul Jacot, Musikdirektor der Stadt Wernau und Leiter der Schwäbischen Bläserphilharmonie, seine Gäste.

Ob man als musikalischer Leiter ein „kleiner Diktator“ sein müsse, wollte Andreas Kenner leicht provokant von seinen beiden Gästen wissen. Oder ob sie ganz auf Pädagogik setzen würden beim Umgang mit den Amateurmusikern mit den unterschiedlichsten Biografien und persönlichen Hintergründen. Marc Lange stellte ganz klar letzteres in den Vordergrund: „Wir sind sicherlich keine Diktatoren, sondern Verantwortliche, die die musikalische Richtung vorgeben, dabei aber jeden Einzelnen einbinden.“ Paul Jacot verglich seine Tätigkeit mit der eines Trainers im Sport: „Ich muss mich in Geduld üben, wenn es mal nicht so klappt, wie ich mir das vorstelle.“ Wichtig sei, bei 60 bis 80 Amateurmusikern stets den Überblick zu behalten und durchaus auch experimentierfreudig zu sein, wenn es um die Besetzung der Soli geht.

Beide Gäste forderten mehr finanzielle Unterstützung für die Kultur allgemein seitens der Politik: „Bisher ist es leider so, dass wir für Bespaßung auf hohem Niveau sorgen sollen, die möglichst nichts kosten darf“, beklagte sich Paul Jacot. Er habe das Gefühl, dass die Politik beim Sport eher großzügiger sei mit ihrer finanziellen Unterstützung als bei Kunst und Kultur. Dabei würden 14 Mio. Deutsche in ihrer Freizeit muszieren oder im Chor singen. Marc Lange verwies auf die „tolle kommunale Unterstützung von Kulturamt und Gemeinderat“. Vom Land komme aber finanzielle eher wenig. Andreas Kenner griff die Kritik auf: „Wir dürfen Kulturzuschüsse nicht nach Kassenlage vergeben, sondern müssen diese verstetigen. Eine Gesellschaft ohne Kultur ist für mich nicht vorstellbar. Orchester und Kapellen sind auch städtische Aushängeschilder.“

Wie kommen die Blasorchester durch die Pandemie? „Wir bieten Online-Stammtische an und proben online fleißig für unsere Jubiläumsaufführung“, erklärte Paul Jacot. Marc Lange verwies auf einen eigenen Youtube-Kanal, auf Onlineproben und andere digitale Formate. Die beiden Stadtmusikdirektoren waren sich einig, dass der direkte Kontakt zwischen Orchester und Publikum ihnen und ihren Musikern am meisten fehle. Marc Lange äußerte vor diesem Hintergrund den Wunsch, dass Musikvereine und Chöre bei möglichen Öffnungsüberlegungen mitbedacht werden sollten: „Wir brauchen eine Perspektive, zumal wir gute Hygienekonzepte haben. Die Vereinskultur hat unsere Gesellschaft maßgeblich geprägt und bleibt auch nach Corona wichtig.“