Entwicklungshelfer Ludwig Kirchner in der Kirchheimer Minibar

Vortrag zu „Afrika – zwischen Zukunftsoptimismus und Abwanderung“

Zu dem Vortrag des ehemalige Kirchheimer SPD-Stadtrats Ludwig Kirchner drängten sich am Donnerstagabend gut 60 Zuhörer in die Minibar, in die Andreas Kenner eingeladen hatte. 

Kirchner war es wichtig, Afrika und Deutschland/Europa als gleichberechtigte Partner zu sehen. Die GIZ (Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) arbeitet u.a. eng mit ECOWAS zusammen, einem Zusammenschluss 15 westafrikanischer Staaten vergleichbar der EU.  Kirchner verwahrte sich gegen ein zu einseitiges Bild, Afrika allein als Sorgenkind wahrzunehmen. Neben Problemen wie Armut, Schulden, Hunger, Aids und Korruption gebe es in Afrika viele kreative Kräfte und Initiativen und damit durchaus Anlass zum Optimismus.

Für die Abwanderung von Afrikanern nach Europa nannte Kirchner drei maßgebliche „Push-Faktoren“: Fehlende Jobs, Mangel an Sicherheit und die „Entsendung“ durch Familien und Clans. In ganz Afrika müssten nach Angabe von Ludwig Kirchner jährlich ca. 20 Millionen neue Jobs anstatt der aktuell 4 Mio. entstehen, um mit dem rasanten Bevölkerungswachstum Schritt halten zu können. Europa habe ein ausgeprägtes Eigeninteresse, die Staaten Afrikas beim Ausbau von Arbeitsplätzen zu unterstützen, um Wohlstand in Entwicklungsregionen zu fördern und gleichzeitig „Push-Faktoren“ zu minimieren. Kirchner betonte auch, dass von deutscher Seite an einem effektiven Einwanderungsgesetz gearbeitet werden müsse, um Migration nach Deutschland und Europa bestmöglich steuern und planen zu können. 

Optimismus für die zukünftige Entwicklung Afrikas schöpfte Kirchner aus dem großen Tatendrang und Fortschrittswillen der Menschen vor Ort. Im Bereich der Wirtschaftsentwicklung gebe es bereits Positivbeispiele wie Kenia („Weltmeister des mobilen Zahlungsverkehrs per Handy“) oder erfolgreiche Firmen in Nigeria. Und auch auf institutioneller Ebene gebe es Fortschritte, etwa mit dem Bündnis ECOWAS oder mit der Afrikanischen Union. In der folgenden Diskussion wurden die Themen Land Grabbing (Landraub), Klimawandel oder die Verteilungsprobleme bei der Wohlfahrt angesprochen. Solange diese Probleme nicht gelöst werden, werde es auch weiter starke Flüchtlingsbewegungen aus Afrika nach Europa geben.

MdL Andreas Kenner hielt fest, dass Deutschland und Europa das Thema „Afrika“, schon durch die Migrationsströme, nicht mehr ignorieren könnten. Er zog Parallelen zur Balkanregion (Albanien, Kosovo), die teilweise mit ähnlichen Problemen zu kämpfen habe wie die afrikanischen Staaten (Korruption, schlechte Regierungsführung, ungleiche Vermögensverteilung).