Im Bereich der Frauenpolitik wurde einiges erreicht, es ist aber auch noch viel zu tun

Kenners Montagsrunde im Live-Studio Storms zum Internationalen Frauentag mit Stadträtin Tonja Brinks, Professorin Andrea Helmer-Denzel und Sängerin Anja Schulenburg

Auch am Internationalen Frauentag lud der Kirchheimer SPD-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Andreas Kenner zu seiner digitalen Montagsrunde ein. Eingeladen hatte er die Vorsitzende der Kirchheimer SPD und Stadträtin Tonja Brinks, Professorin Andrea Helmer-Denzel von der Hochschule in Heidenheim sowie die Chanson- und Musicalsängerin Anja Schulenburg. Die Frage nach der Symbolkraft des Frauentages und die aktuelle Situation für Frauen in Deutschland bildeten den Einstieg in den Abend. Zuvor hatten Andreas Kenner, Tonja Brinks und Professorin Helmer-Denzel wie an jedem 8. März zum Internationalen Frauentag Rosen mit dem Slogan „Starke Frauen für eine starke Welt“ verteilt.

„Dabei haben wir gute Gespräche geführt, viele Frauen haben sich gefreut. In der täglichen Politik geht es dann darum, nachhaltig Politik für Frauen zu machen“, betonte Andreas Kenner. Auch Tonja Brinks hob hervor, dass das Rosenverteilen eine kleine, symbolische Geste sei, die bei vielen Frauen die Augen zum Leuchten bringe. Darüber dürften aber nicht die Ungerechtigkeiten – etwa bei Löhnen oder bei der mangelnden Repräsentanz von Frauen in Politik und Wirtschaft – vergessen werden, die auch in Deutschland nach wie vor bestehen. Professorin Andrea Helmer-Denzel monierte, dass Frauen häufig in schlechter bezahlten Berufen arbeiten würden, z.B. in sog. „Care-Berufen“ als Erzieherinnen oder Pflegerinnen. Tonja Brinks lenkte den Blick auf die mangelnde Repräsentanz von Frauen in den Parlamenten. Baden-Württemberg mit seinem Ein-Stimmen-Wahlrecht sei hier ein besonders negatives Beispiel: „Wir brauchen dringend eine Wahlreform, um mehr Frauen in den Landtag zu bekommen“, so Tonja Brinks.

Droht durch die Corona-Pandemie ein Rückfall in alte Rollenmuster, wie einige Wissenschaftlerinnen sagen, möchte Andreas Kenner wissen. „Corona wirkt wie ein Brennglas: Frauen werden häufig zwischen ihrem Beruf, dem Homeschooling der Kinder und der unbezahlten Sorgearbeit aufgerieben. Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass viele Frauen im Beruf zurückfallen und eine ,Retraditionalisierung‘ eintritt“, warnte Andrea Helmer-Denzel. An die Adresse der Frauen appellierte die Professorin, sich möglichst eine eigene Existenz aufzubauen, um dann später nicht in Altersarmut zu geraten. „Inwieweit sich Frauen und Männer die Arbeit zuhause und im Berufsleben aufteilen, muss aber jedes Paar für sich selbst aushandeln. Die Politik kann hier nur einen Rahmen setzen, etwa, indem sie ausreichend Kitaplätze anbietet, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherzustellen“, betonte Andrea Helmer-Denzel.

Bei allen existierenden Problemen war es der Gesprächsrunde aber auch wichtig, Fortschritte im Bereich der Frauenpolitik aufzuzeigen: So gibt es in Deutschland mehr Abiturientinnen als Abiturienten, und es machen auch mehr Frauen einen Studienabschluss als Männer. „Allgemein haben wir es mit einer gut ausgebildeten Frauengeneration zu tun“, so Andrea Helmer-Denzel. Tonja Brinks betonte den Einfluss von „starken Frauen“ in der Politik oder in Kunst und Fernsehen auf Mädchen und junge Frauen: „Malu Dreyer oder Angela Merkel sind wichtige Vorbilder, die Mädchen den Mut geben, selbst in der Politik Fuß zu fassen. Für meine eigene Sozialisation war Pippi Langstrumpf wichtig: ein starkes Mädchen, das sich alles traute und den Männern Paroli bot.“ Andreas Kenner – selbst gelernter Altenpfleger – forderte, die „sorgenden Berufe“ noch besser zu entlohnen, wobei im Bereich der Pflege die Löhne in den letzten Jahren bereits gestiegen seien. Wenn Frauen oder Männer die eigenen Eltern pflegten, müsse ihnen dies in Form von Rentenpunkten angerechnet werden. Ein Grundproblem sei, dass Pflegerinnen oder Erzieherinnen meist nicht gewerkschaftlich organisiert seien, was aber die Voraussetzung sei, um gemeinsam bessere Löhne durchzusetzen: „Die Metaller zeigen, wie das geht“. Bei allen erzielten Fortschritten ist im Bereich der Frauenpolitik also immer noch ein weiter Weg zu gehen, darin war sich die Gesprächsrunde einig.

Den musikalischen Rahmen setzte die Chanson- und Musicalsängerin Anja Schulenburg, die passend zum Internationalen Frauentag Lieder von Max Raabe und Kurt Weill ausgewählt hatte, die sich mit dem Blick von Männern auf Frauen beschäftigten. Zum Abschluss sang Anja Schulenburg den zeitlosen Klassiker „You’ve got a friend“ von Carole King.