„Im Dialekt ist man sich näher, Dialekt ist sexy!“

Kenners Montagsrunde im Live-Studio Storms startete mit dem Poeten Timo Brunke

Jeden Montagabend unterhält sich der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Andreas Kenner von 19 bis 20 Uhr mit Persönlichkeiten aus Kultur, Wirtschaft, Sport, Politik und Gesellschaft. Beim gelungenen Auftakt am 11. Januar traf sich Andreas Kenner mit dem Konzertpoeten, Dichter und Autor Timo Brunke, der in Kirchheim aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Der so informative wie unterhaltsame Schlagabtausch der beiden sprachmächtigen und gewitzten Männer wurde über die digitalen Medien live aus dem Studio Storms in Kirchheim übertragen.

Themen hatten MdL Kenner und „Bühnenpoet“ Brunke mehr als genug: Mit einem Sprachkünstler wie Brunke war das Thema Sprache und Dialekt gesetzt. Außerdem ging es um Kultur, um Heimat, um die Schul- und Bildungspolitik und um Mobilität/den ÖPNV. Kenner und Brunke waren sich einig, dass die Förderung von Dialekten eine wichtige Aufgabe für Politik und Gesellschaft sei. Timo Brunke bedauerte, dass der Dialekt durch die neuen Medien weiter auf dem Rückzug sei und ging so weit, ein Lehrfach „Dialekt“ zu fordern. Mündlichkeit, Dialekt und die Sprachen der Einwanderer müssten in den Schulen stärker berücksichtigt werden. Andreas Kenner stellte klar, dass Dialekt für ihn wie auch der Begriff der „Heimat“ positiv besetzt sei und man im Dialekt Emotionen viel unmittelbarer ausdrücken könne als im Hochdeutschen. „Im Dialekt ist man sich näher, Dialekt ist sexy!“, so Andreas Kenner. Er verwies auf eine Arbeitsgruppe dazu im Landtag, der er selbst angehört. Ihr Ziel ist, Dialekte im öffentlichen Raum – etwa in den Schulen oder im Fernsehen- und Rundfunk – zu fördern. Den Heimatbegriff dürfen Politik und Gesellschaft laut Kenner nicht rechten Gruppierungen überlassen. „Heimat ist für mich nichts Provinzielles und Ausgrenzendes“, so der Landtagsabgeordnete.

Im Bereich der Schulpolitik forderte Timo Brunke, dass die soziale Herkunft nicht über den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler entscheiden dürfe. Andreas Kenner betonte, dass die SPD auch deshalb gegründet worden sei, um Arbeitern und ihren Kindern bessere Bildungschancen zu geben. Die von der ehemaligen grün-roten Landesregierung eingeführte Gemeinschaftsschule sei ein wichtiger Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit.

Kultur in Kirchheim bedeutet für Kenner und Brunke vor allem der Club Bastion: „Es ist toll, welche großartigen Künstler hier schon Auftritte hatten – egal, ob Reinhard Mey oder Udo Lindenberg“, so Kenner, der sich lange Zeit im Club Bastion engagiert hat. Timo Brunke trat in den ehrwürdigen Gemäuern bereits im Jahr 1990 mit den „Echten Dilettanten“ auf. Durch Corona und den Lockdown sehen Kenner und Brunke die Kultur per se gefährdet: „Es fühlt sich an wie im Biedermeier, als sich das kulturelle Leben in den Salons und im häuslichen Umfeld abgespielt hat“, so Brunke, „ich mache mir große Sorgen für die Kultur“. Dass sich unter anderem auch die Kultur derzeit notgedrungen immer mehr ins Internet verlagert, sieht Kenner ambivalent: „Das ist Fluch und Segen.“

Andreas Kenner forderte angesichts des Klimawandels ein verändertes Mobilitätsverhalten: Ausflüge seien auch in die nähere Umgebung reizvoll, getreu seines Mottos: „Unsere Biergärten sind schöner als Mallorca“. Vor diesem Hintergrund sprach sich der MdL dagegen aus, etwa auf der Alb Parkgebühren zu verlangen: „Gerade die Leute aus den Städten müssen raus kommen“. Kenner sieht eine Renaissance von Fahrgemeinschaften und fordert allgemein, wenn immer möglich auch mal aufs Auto zu verzichten. Er selbst geht hier mit gutem Beispiel voran: „Ich versuche ohne das Auto klarzukommen und fahre mit dem ÖPNV und dem Fahrrad“, so Kenner. Brunke wie Kenner sehen noch Steigerungspotential, was die öffentliche Wahrnehmung und die Fahrgastzahlen im ÖPNV angeht: „In der Schweiz wird mit größerer Selbstverständlichkeit Zug gefahren als bei uns“, beobachtet Brunke, „die Deutsche Bahn gilt bei uns als reines Logistikunternehmen, während der Zugverkehr in der Schweiz auch eine kulturelle Dimension hat“. Andreas Kenner forderte ein 365 Euro Jahresticket wie in Wien und dass der ÖPNV noch sauberer, pünktlicher und zuverlässiger werden müsse.

„Du bist reifer, aber nicht alt geworden“, meinte Andreas Kenner abschließend anerkennend zu seinem ersten Talkgast, der erwiderte: „Das gebe ich gerne zurück.“ Mit einem letzten Anstoßen des Vierteles Württemberger ging die gelungene Auftaktveranstaltung zu Ende.