Sie sind Mehrheitlich weiblich und zwischen 80 und 90 Jahre alt. Die Betroffenen von Schockanrufen und Enkeltricks nehmen seit 2016 immer mehr zu.
Um sich einen Überblick über die Situation zu schaffen fragten der Seniorenpolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion Andreas Kenner, sowie der Innenpolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion Sascha Binder im Innenministerium nach.
Dabei wurde sichtbar: Die Vorgehensweise wird immer radikaler und die Aufklärungsrate ist leider relativ gering, die Schäden werden derweil immer Größer. Vor allem durch die immer internationaler agierenden Verbrecherbanden wird es für die nationale Polizei schwieriger, Fälle aufzudecken und Strukturen zu zerschlagen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Schaden um 36,1 Prozent auf 20,6 Millionen Euro. Nur 2,1 Prozent der bekannt gewordenen Fälle wurden aufgeklärt, vor allem, weil die Anrufe über generierte Nummern und Call Center unter anderem in der Türkei kommen.
Relativ stabil bleibt derweil die Zahl der Senioren und Seniorinnen, die in ihrem Zuhause Opfer von Raubüberfällen wurden.
Hierzu sagt der innenpolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion Sascha Binder: „Enkeltricks sind keine Einzeltaten, sondern häufig organisierte Kriminalität. Gerade während Corona haben wir hier einen extremen Anstieg erlebt. Das Innenministerium muss spezialisierte Ermittlungsgruppen einrichten, die nicht nur die einzelnen Taten verfolgen, sondern Banden wirksam zerschlagen. Die extrem niedrige Aufklärungsquote von ca. 2% allein mit der hohen Versuchsquote zu erklären, ist Arbeitsverweigerung des Innenministers.“
Um Schockanrufe und Enkeltricks vorzubeugen benötigen wir zum einen eine klare Strategie des Innenministeriums. Die Polizei muss besser ausgestattet werden, um national wie international gegen kriminelle Gruppen vorgehen zu können.
Andreas Kenner: „Das Innenministerium hat die große Gefahr, die von den Enkeltricks ausgeht, zu spät ernst genommen. Es reicht nicht, einen Blumenstrauß an Präventionsmaßnahmen zu ergreifen ohne eine klare Strategie zu verfolgen. Das Innenministerium muss endlich klare Erkenntnisse darüber erlangen, welche Seniorinnen und Senioren besonders im Focus der Banden stehen und seinen Schutzauftrag wahrnehmen. Hier erwarten wir eine strategische Zusammenarbeit der Minister Strobel und Lucha.“
Wichtig ist es vor allem ältere Menschen zu sensibilisieren. Hierbei steht die Frage im Vordergrund: Wie kann man sich schützen? Häufig finden die Täter die Telefonnummern und Adressen in öffentlichen Telefon- und Adressbüchern. Gerade älteren Menschen kann man daher empfehlen, ihre Telefonnummer beim Anbieter als privat einstufen zu lassen, so dass sie nicht einfach zu finden sind. Auch kann es hilfreich sein, ein Überweisungs- und Abhebelimit einzurichten, so dass bei Überschreitung Mitarbeitende einer Bank kontaktiert werden müssen, die im Zweifel eingreifen können, wenn ihnen die Situation suspekt vorkommt.
Kinder und Enkelkinder sollten mit ihren Eltern und Großeltern spreche, ohne sie zu verängstigen. Dabei ist vor allem wichtig ältere Menschen zu sensibilisieren wertvolle Gegenstände oder hohe Geldsummen nicht Zuhause zu haben.
Klar ist jedoch auch, die Verantwortung kann und darf nicht alleine auf den Schultern der vulnerablen Gruppen abgelegt werden. Minister Strobel und Minister Lucha haben die Aufgabe, Seniorinnen und Senioren zu schützen, sie ausreichend zu informieren und der Polizei die nötigen Mittel an die Hand zu geben, um Fälle aufzuklären, Täter zu ermitteln und damit die Möglichkeit zu schaffen, dass Betroffene ihr Eigentum zurückerlangen.