SPD-Fraktion legt 10-Punkte-Plan für mehr Landärzte vor

Auch Raum Kirchheim ist vom Landärztemangel betroffen

Auch in Baden-Württemberg hat sich in vielen Regionen der Landärztemangel verschärft. Mit einem 10 Punkte umfassenden Maßnahmenpaket will die SPD-Landtagsfraktion die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum verbessern. Dazu zählen beispielsweise eine Steigerung der Attraktivität der Allgemeinmedizin innerhalb des Medizinstudiums, eine Stärkung des Hausarztes im Gesundheitswesen insgesamt, Niederlassungszuschüsse für Landärzte in unterversorgten Regionen sowie alternative Praxisformen jenseits der klassischen Einzelpraxis.

„Nur wenn viele Maßnahmen gleichzeitig angegangen werden und alle Beteiligten an einem Strang ziehen, kann die ärztliche Versorgung auf dem Land sichergestellt werden“, betonte SPD-Fraktionschef Andreas Stoch bei der Vorstellung des 10-Punkte-Plans. Oberstes Ziel aller Maßnahmen müsse sein, die Attraktivität der Allgemeinmedizin zu steigern und den Stellenwert des Hausarztes in der gesundheitlichen Versorgung zu stärken. Andreas Stoch forderte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Finanzministerin Edith Sitzmann (beide Grüne) auf, unbedingt auf eine Einigung zum „Masterplan Medizinstudium 2020“ zu drängen und sich selbst kompromissbereit zu zeigen. Dieser Masterplan werde derzeit in der Endabstimmung zwischen dem Bund und den Ländern verhandelt, sei aber leider vom Scheitern bedroht.

Stoch betonte, der Fachkräftemangel bei den Ärzten sei aktuell in Baden-Württemberg sogar höher als der bei den Ingenieuren in der Automobilbranche. Deshalb müssten mehr Studienplätze in der Humanmedizin eingerichtet und finanziert, ausländische Ärzte bei uns besser integriert und die Abwanderung gebremst werden. „Der Landärztemangel wird besonders in den Gemeinden deutlich, in denen der einzige vorhandene Arzt in den Ruhestand geht und wo keine Nachfolge gefunden wird“, erläuterte der SPD-Gesundheitsexperte Rainer Hinderer, Kollege von MdL Andreas Kenner im Sozialausschuss des Landtags. Besonderer Mangel herrsche nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung derzeit in den Bereichen Donaueschingen, Eberbach, Horb, Ostalb / Schwäbischer Wald und Öhringen sowie in kleineren Gemeinden u.a. bei Backnang, Bad Säckingen, Emmendingen, Heilbronn, aber auch Kirchheim unter Teck.

Isolierte Lösungsvorschläge, wie etwa eine Quote für Studienbewerber, die sich verpflichten, später in der hausärztlichen Versorgung auf dem Land tätig zu werden, sehen Hinderer und Kenner wegen ihrer fehlenden kurzfristigen Wirksamkeit eher skeptisch. Wenn überhaupt ließen sich mit einem solchen Rezept erst langfristig Erfolge zeigen. Gefragt sei vielmehr ärztliche Tätigkeit in verschiedenen Formen der Zusammenarbeit bis hin zum Angestelltenverhältnis in Teilzeit, was gerade von Ärztinnen mit jüngeren Kindern angestrebt werde. Deshalb müssten sich die Gemeinden, wenn sie sich für die Nachfolge eines ausscheidenden Landarztes engagieren, über verschiedene Berufsausübungsformen im Klaren sein.