Deutschlands Jugendliche rauchen wieder mehr – das Problem, es fehlt am Willen zur Prävention und Regulierung

Bei keinem Suchtmittel ist der Konsum in den vergangenen Jahren so stark zurückgegangen wie beim Rauchen - doch seit kurzem dreht sich der Trend um: Zigaretten, Shisha, Vapes und E-Zigaretten werden derzeit bei Minderjährigen, als auch Erwachsenen wieder beliebter. Der jugendpolitische und suchtpolitische Sprecher der SPD Fraktion im Landtag, MdL Andreas Kenner, fragte deshalb die Landesregierung, wie sich die Situation in Baden-Württemberg darstellt.

Auch in Baden-Württemberg muss man davon ausgehen, dass mehr Minderjährige rauchen, als in den letzten Jahren. Leider konnte das Ministerium keine landesspezifischen Angaben für 2022 geben, jedoch ist davon auszugehen, dass Baden-Württemberg mit dem Bundestrend mitgeht. Seit Beginn der Befragungen der DEBRA hat es noch nie so eine hohe Quote bei den Jugendlichen gegeben und das, obwohl Rauchen und die Abgabe an Jugendliche unter 18 Jahren verboten ist.
Der Antrag des Abgeordneten zeigt auch, dass die Landesregierung zwar im Blick hat, dass vor allem Einweg E-Zigaretten ein großes Problem bei Jugendlichen darstellt, die Problematik von Shishas wird jedoch in der gesamten Antwort kaum benannt. Auch betont die Landesregierung, dass vor allem der Anstieg von E-Zigaretten ihr Sorge bereite, und der Nichtraucherschutz einen hohen Stellenwert innerhalb der Regierung einnehme, das Landesnichtraucherschutzgesetzes ist jedoch seit 2009, also seit 14 Jahren, nicht angepasst worden.
Und nicht nur das, 2009 wurde das Gesetz nicht verschärft, sondern Regelungen wurden gelockert.

Wie so häufig schiebt die Landesregierung die Verantwortung auf private Einrichtungen ab und beruft sich darauf, dass für ein Rauchverbot in Eingangsbereichen, in Sportstätten oder vor öffentlichen Einrichtungen die Träger zuständig wären.
Auch zeigt die Landesregierung wieder einmal auf den Bund und vergisst dabei, dass viele Landesregierungen eben durch entsprechende Landesnichtraucherschutzgesetze durchaus bessere Prävention und besseren Nichtraucherschutz vorweisen können.
MdL Andreas Kenner verweist auch auf unsere europäischen Nachbarn: „In der Niederlande und auch anderen EU-Staaten gibt es keine Tabakautomaten, die Packungen sind einheitlich, in Stadien darf nicht geraucht werden. Das alles zeigt. Will ein Land Tabakkonsum unattraktiv machen, dann schaffen sie es auch. In Baden-Württemberg dagegen finden Zigaretten immer noch in der Lebenswelt von Jugendlichen statt. Um Zigaretten am Automaten zu kaufen, muss man nur die alte Bankkarte eines Volljährigen borgen. Dies alleine wäre auszuschließen, wenn es Tabakwaren nur noch in Geschäften geben würde. Auch, dass Zigaretten und andere Rauchprodukte im Supermarkt und am Kiosk gut sichtbar präsentiert werden, schafft für Kinder und Jugendliche eine Normalität im Konsum, die ich mir nicht wünsche. Ich wünsche mir einen klaren und sichtbaren Willen der Landesregierung, Kinder, Jugendliche und Erwachsene über die Risiken von Tabakkonsum aufzuklären und romantisierende Werbung zu verbieten.“